Hallowhat? Was es mit dem Spukfest auf sich hat

Bevor unsere Kinder da waren, spielte Halloween in meinem Leben so gut wie gar keine Rolle. Ich kannte das Spuk-Spektakel aus US-Familienfilmen, dort passte es hin. Als dieses Halloween in den 1990ern bei uns Thema wurde, habe ich sicher die Augenbrauen hochgezogen und es als kommerziellen Hype abgetan.

Spuk im Kindergarten

In der Kindergartenzeit meines Söhnchens setzte die Veränderung ein. Wenn ich ihn im Herbst abholte, bastelte die Gruppe meist wie verrückt. Kastanienfiguren wurden da erschaffen und Blätter durchgepaust. Aber hauptsächlich, so schiens mir, wurden Kürbisse, Geisterschlösser, Fledermäuse und Vampirgesichter produziert. Manchmal hatten die Kinder schwarze Ringe unter den Augen und weiße, spitze Zähne aufgemalt, von denen das Blut tropfte und sich mit der Obstsauce vom Nachmittagssnack vermischte. Dazu trugen sie schwarze Umhänge und jagten sich kreischend durch die Turnhalle, deren Fenster abgedunkelt waren. Und im Elternbrief wurde man zur Halloween-Party geladen – bitte verkleidet. Die Vorfreude war so sehr in der Luft zu spüren, dass ich es nicht über mich brachte, sie meinem Kind zu verderben. Also liess ich mich von ihm anstecken, denn es ist ja meist ein Gewinn, sich von seinen Kindern mit deren Freude anstecken zu lassen.

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Gevätterchen Tod auf Beutezug

Seitdem feiern wir also Halloween. Das heißt, die Kinder feiern es, und wir assistieren ihnen hauptsächlich beim Schminken und Verkleiden, ehe wir sie mit anderen kleinen Schreckgestalten losziehen lassen und ihnen bestenfalls aus einigem Abstand folgen. Ich bin immer wieder fasziniert, wie heiss meine Kinder darauf sind, möglichst grässlich auszusehen, anderen entsetzte Schreie zu entlocken und selbst entsetzt zu schreien. Was hat es also auf sich mit diesem Horror-Fest?

Von wegen Ami-Hype: Die Geister der Kelten waren’s

Bald fand ich heraus: In Wahrheit ist Halloween keine US-amerikanische Erfindung und hat in seinem Ursprung auch rein gar nichts mit Kommerz zu tun. Halloween ist vor 2’500 Jahren im Zuge druidischer Rituale in Irland entstanden. Der Übergang von Oktober zu November läutete das Ende des Sommers ein. Am Tag war das Vieh in die Ställe zurückgetrieben worden, und in der Nacht wurden die Geister der Toten erwartet. Die keltische Bevölkerung entzündete Feuer auf den Hügeln, die Unholde aus der Unterwelt schon von weitem fernhalten sollten. In den Feuern wurden Knochen des Viehs verbrannt, daher bezeichnete man sie als “Bonfires” (von “bone”: Knochen). Die Bedeutung des Wortes hat sich im Laufe der Zeit zu “Freudenfeuer” gewandelt. Grund zur Freude hatten die Druiden damals nicht, als sie die Feuer anzündeten. Mutig stellten sie sich den Toten entgegen und hielten sie davon ab, die Lebenden in den Dörfern heimzusuchen. Um den Geistern etwas entgegenzusetzen, verkleideten sich die Druiden so grausig wie möglich, mit blutgetränkten Fellen und Hörnern, mit kalkbleichen Gesichtern, von denen das Tierblut rann, aus russgeschwärzten, weit aufgerissenen Augen starrten sie in die Dunkelheit und gaben entsetzliche Geräusche von sich. Offenbar mit Erfolg.

Wie das mit Bräuchen so der Fall ist, wandelte Halloween sich im Zuge der Geschichte, doch abschaffen liess die Tradition sich trotz vehementer Versuche aus dem Christentum nicht. Seit dem 8. Jahrhundert ist Halloween schriftlich dokumentiert, und zwar aus christlichen Protestbriefen. Denn das Fest hatte sich im Laufe der Zeit zu einer Orgie aus Ruhestörungen, bösen Streichen und Belästigungen entwickelt, und das passte den Geistlichen ebenso wenig wie die heidnischen Bonfires oder die zu “All Hallow’s Eve” üblichen Wahrsagerituale.

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Zügellosigkeit und Grenzübertretungen im Mittelalter: Nicht immer war „All Hallow’s Eve“ ein Kinderfest. Quelle: Commons.

Geschliffen durch den harten Widerstand der Kirche und anständiger Mitbürger wurde aus bösen Streichen im Laufe der Epochen simpler Schabernack, und man begnügt sich heute mit einer bescheideneren Zügellosigkeit als noch vor ein paar Jahrhunderten. Hinzu kam das Marketing, das sich dem Thema Halloween ab dem 20. Jahrhundert ebenfalls annahm. In Europa sind die Bräuche zu Halloween im Vergleich zu den USA eher harmloser Natur. Übernommen haben wir die Tour durch die Nachbarschaft unter dem Motto “Süsses oder Saures”, in standesgemässen Verkleidungen sowie das Dekorieren unserer Umgebung mit allerhand grausigem Kram. An diese Bräuche kann man sich wirklich gewöhnen.

Jetzt Du!

Welche Rituale feierst Du mit Deiner Familie an Halloween? Was war Dein tollstes Halloween? Worüber gruselst Du Dich gern? In welcher Verkleidung wirst Du dieses Jahr durch die Gegend spuken? Hast Du selbst schon mal eine Halloween-Party ausgerichtet? Erzähl unseren Lesern und mir von Deinen Erfahrungen, ich kann es kaum erwarten! 

Happy Halloween und herzlich,

Deine Bylle von kidz.ch

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